
Warten auf das Sperrmüllauto – NWZ – 21.03.2019
Abfall: Wenn die Gültigkeit der Sperrmüllkarten ausläuft, trudeln im Abfallwirtschaftsbetrieb bis zu 1000 Karten am Tag ein. Im Ostalbkreis wurde die Frist abgeschafft. Von Dirk Hülser.
Bis zu 1000 Sperrmüllkarten pro Tag erreichen den Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises (AWB) Ende Februar jeden Tag. Kein Wunder: Kurz vor Ablauf der Gültigkeit der Karten schicken viele Bürger die Gutscheine noch los, damit der Sperrmüll abgeholt wird. An den anderen Tagen im Jahr sind es meist etwa 80 Karten, die täglich beim AWB eintrudeln.
Die Kartenflut führt zu Problemen. Statt wie gewöhnlich maximal vier Wochen, müssen die Bürger nun auch mal doppelt so lange warten. Wie Georg Huttner aus Eislingen. Am 3. Mai sollte sein Sperrmüll abgeholt werden. „Ich muss den Sperrmüll also zwei Monate im Garten lagern“, klagt er. Er fragt: „Was machen Haushalte, die nicht genügend Lagerfläche haben oder kurz vor einem Auszug stehen?“
Immerhin: Seine Beschwerde wurde ganz oben bearbeitet, er bekam eine E-Mail vom AWB-Chef Dirk Hausmann persönlich. „Er hat sich gekümmert“, lobt Huttner, dem nun ein Termin eine Woche früher zugesagt wurde. „Obwohl mir das auch nicht weiterhilft.“ Für ihn bleibt nun nur eine Lösung: „Ich werde den Sperrmüll jetzt selbst wegfahren, auch wenn ich dann dafür zahlen muss, aber das muss ja weg.“
Wenigstens die Kosten fürs Anliefern wird der Eislinger künftig nicht mehr tragen müssen: Das neue Sammel- und Gebührenkonzept des Landkreises, das am Freitag im Kreistag abschließend beraten wird, sieht vor, dass Sperrmüll gegen Abgabe der Karte kostenlos bei den Wertstoffzentren abgegeben werden kann. Das soll, wie das gesamte Konzept, aber erst ab dem Jahr 2022 gelten.
Auch im benachbarten Ostalbkreis gab es jedes Jahr das Problem, dass die Kreisbürger zum Ablauf der Frist massenhaft Sperrmüllkarten abgeschickt hatten. Hier galt der Termin 30. Juni. „2014 haben wir das umgestellt“, berichtet die Pressesprecherin der kreiseigenen Gesellschaft im Ostalbkreis für Abfallbewirtschaftung (GOA), Amanda Hausmann. Seitdem gelten die Karten unbegrenzt, die Gültigkeit läuft nicht mehr ab. Auch kann der Sperrmüll, wie im Kreis Göppingen vorgesehen, mit den Karten in den Wertstoffzentren abgegeben werden.
Durch den Wegfall der Frist hat sich die Lage entspannt, sagt Amanda Hausmann. „Es ist zum 30. Juni auf jeden Fall weniger geworden.“ Aber es gebe dennoch genügend Leute, die – offenbar aus alter Gewohnheit – immer noch im Juni ihre Karten abschicken. „Das Phänomen haben wir immer noch.“
AWB-Chef Dirk Hausmann ist nicht abgeneigt, die Frist im Landkreis Göppingen ebenfalls abzuschaffen. „Wie so viele Aspekte in der Gestaltung eines Abfallwirtschaftskonzeptes, so hat auch eine Gültigkeitsdauer der Gutscheine für die Sperrmüllentsorgung Vor- und Nachteile“, meint er. „Wir haben jedoch bewusst darauf verzichtet, bereits in diesem frühen Stadium der politischen Entscheidungsfindung in diese Detailtiefe zu gehen.“ Wenn die Eckpunkte festgelegt seien, werde der AWB „die weiteren Verästelungen der Ausschreibungsunterlagen beleuchten“. Er verspricht, bis dahin auch das Thema mit den Sperrmüllkarten „umfassend geprüft“ zu haben.