
Streit um Schlacke beigelegt
Die NWZ berichtet…
Deponie Reutlingen einigt sich mit Unternehmen über den Abtransport giftigen Materials.
Reutlingen. Auf einen Vergleich hat sich die Stadt Reutlingen mit den am Bau einer neuen Deponie beteiligten Firmen verständigt. Sie übernimmt 20 Prozent der Schadenssumme. „Es waren schon harte Verhandlungen“, sagte ein Sprecher der Stadt. Die Entsorgung des giftigen Materials, so genannte Elektro-Ofen-Schlacke, die 2016 auf der Deponie fälschlicherweise als Entwässerungsschicht eingebracht worden war, kostet 1,3 Millionen Euro. Es wäre jedoch möglich gewesen, die Schlacke als Trag- und Ausgleichsschicht auf der Deponie einzubauen. Denn generell ist das Material als Ersatzbaustoff zulässig – nur eben nicht als Entwässerungsschicht, weil hier Giftstoffe ausgespült werden.
Das Verbauen des Materials vor Ort wäre rund 300 000 Euro günstiger gewesen als der komplette Abtransport. Rechnet man diese Möglichkeit ein, beläuft sich der Schaden auf eine Million Euro. Der Betriebsausschuss des Gemeinderats hatte jedoch entschieden, dass die komplette Entfernung der Schlacke Ziel aller Verhandlungen sein solle. 80 Prozent des theoretischen Schadens übernehmen nun die Firmen, 200 000 Euro zahlt die Stadt, „als Preis, um einen langwierigen Rechtsstreit zu vermeiden“, wie der Sprecher sagt. Außerdem handele es sich um in der Region ansässige Firmen, „die Stadt hat nichts davon, wenn die bankrottgehen“. Der Bau der Deponie ist wegen der problematischen Schlacke seit dem Herbst 2015 unterbrochen.⇥del
Das Müllkonzept Göppingen kommentiert hierzu:
Fatale Erinnerungen an Schlackendeponie Sachsentobel in GP
Unfassbar scheint zu sein, was mit der Schlacke aus der Müllverbrennung in der Deponie in Reutlingen passiert. Eigentlich ein Umweltskandal, wie er heute nicht mehr passieren dürfte. Zur Erinnerung: vor ca 25 Jahren hat der Betreiber der Müllverbrennungsanlage (MVA) in Göppingen, der Landkreis GP, die hoch belasteten Schlacken und die höchst giftigen Filterstäube aus der MVA offen auf der Deponie Sachsentobel gelagert. Dort waren diese Materialien Wetter und Wind ausgesetzt und wurden auch weggeblasen. Die Bürger-Initiative „Das Bessere Müllkonzept e..“ hat damals Anzeige erstattet und die Staatsanwaltschaft Ulm wurde aktiv. Landrat Weber und sein erster Landesbeamter Majocco waren urplötzlich in Gefahr wegen Umweltfrevel angeklagt zu werden. Es drohte sogar eine Gefängnisstrafe.
Später hatte die BI noch Unterlagen ausfindig machen können die belegten, dass diese hoch belasteten Schlacken gesetzwidrig nach Holland als Baumaterial verkauft und u.a. zum Deichbau an der Nordseeküste benutzt wurden. Das war dann aber schnell gestoppt.
Seitdem müssen Schlacken aus MVA – es fallen ca. 250 kg Schlacke pro Tonne verbrannter Müll an – aufwändig aufbereitet werden und können erst danach unter ganz bestimmten, eingeschränkten Voraussetzungen als Baumaterial (lt LAGA Merkblatt Nr.20) u.a. im Straßenbau eingesetzt werden, was nach unserer Einschätzung fragwürdig ist. Immer wieder werden die Kriterien Z3 bzw. Z2 nicht eingehalten und es lösen sich doch mehr Schwermetalle als gedacht.
Dipl. Ing. Jörn-Gerhard Rasch und Dr. med. Michael P. Jaumann aus Göppingen