
Schwarzer Rauch nach Panne
Müllheizkraftwerk: Während der Revision löst sich ein Ventil. Der Müllofen war abgeschaltet, nur Ölbrenner liefen. Landrat gibt Stellungnahme zu Kreistagssitzung ab. Von Dirk Hülser
Es war gegen 16 Uhr am Freitag vergangener Woche, als Alexander Eckardt aus St. Gotthard draußen auf seinem Hof arbeitete und sein Blick auf das Göppinger Müllheizkraftwerk fiel. „Oh oh, habe ich gedacht, das sieht nicht gut aus“, berichtet er. Der Kamin des Meilers stieß schwarze Wolken aus, „das ging so zehn Minuten“, sagt Eckardt. Ein Bekannter, der gerade zu Besuch war, machte ein Foto mit dem Smartphone.
Die Rauchwolke war in weitem Umkreis zu sehen, einige Leser wandten sich deswegen an die NWZ, da die Öffentlichkeit nicht über einen etwaigen Störfall informiert worden war. Das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart und der Betreiber des Müllofens, EEW, erläutern auf Nachfrage, was vorgefallen war: Die Abfallverbrennung war an jenem Freitag außer Betrieb, da vom 7. bis 30. Oktober die jährliche Revision der Anlage vorgenommen wurde, wie Peter Werz, der Leiter Marketing und Kommunikation bei EEW, berichtet. Er betont: „Es handelte sich nicht um eine Emission des Müllkessels.“
Zwar stand die Anlage still. „Allerdings müssen die Fernwärmekunden, wie die Klinik am Eichert sowie die Bereitschaftspolizei und die Bergfeldsiedlung weiterhin mit Wärme versorgt werden. Daher wird in Stillstandzeiten mit Hilfe von Ölkesselanlagen, drei sogenannten Hilfskesseln, die Fernwärme erzeugt“, erläutert die Sprecherin des Regierungspräsidiums, Sonja Hettich.
Diese Kessel arbeiteten nach dem gleichen Prinzip, wie eine private Ölheizung, erklärt Werz. Sie würden mit schwefelarmem, leichtem Heizöl betrieben. Am Freitag sei der dritte Hilfskessel in Betrieb genommen worden. Durch den Brennerhersteller seien an beiden Ölbrennern des Kessels Einstellarbeiten vorgenommen worden. Werz schildert, was dann geschah: „Um etwa 16 Uhr erfolgte im Rahmen unserer Emissionsüberwachung die Meldung der Überschreitung der Rußzahl. Daraufhin wurde der Hilfskessel unverzüglich außer Betrieb genommen.“ Am Montag wurde dann festgestellt, dass eine Düse an einem der Brenner abgefallen war. „Der Defekt an diesem Brenner war die Ursache für den Anstieg der Rußzahl und die aus dem Schornstein sichtbare Emission.“ Für das RP ist diese Schilderung „aus unserer Sicht plausibel“, sagt Sprecherin Hettich.
Die Stuttgarter Behörde muss sich auch wegen eines anderen Themas – zumindest indirekt – mit dem Müllheizkraftwerk befassen. Es geht um die Kreistagssitzung vom 12. Oktober, auf der beschlossen wurde, den Vertrag mit dem Betreiber EEW vorzeitig zu verlängern. Die Kreisräte Christian Stähle (Linke) und Ursula Bader (Grüne) hatten sich ans RP gewandt, um klären zu lassen, ob der Ablauf der Sitzung rechtmäßig war. Hierzu hatte das RP eine Stellungnahme von Landrat Edgar Wolff angefordert, die Anfang dieser Woche in Stuttgart einging. „Die Prüfung ist in vollem Gange“, sagt RP-Sprecherin Hettich. Die Sprecherin des Landratsamts, Julia Schmalenberger, betont, der Ablauf der Sitzung sei anhand eines Tonbandprotokolls nochmals nachvollzogen worden. „Aus Sicht des Landratsamts ist die Kreistagssitzung ordnungsgemäß verlaufen und das Landratsamt geht daher davon aus, dass das Regierungspräsidium dies bestätigen wird.“