
Nicht vermittelbar – NWZ – 20.10.2018
Zum Artikel „Kreistag billigt mehr Müllverbrennung“ vom 12. Oktober:
Mit ihrer Abstimmung für eine Erhöhung der Müllverbrennungsmenge haben die Kreisräte dem Vertrauen in die Politik und dem Thema „Müllreduzierung“ einen Bärendienst erwiesen.
Selbst die Kommunalpolitiker sind zwischenzeitlich weit weg von der Basis beziehungsweise von ihrer Bürgerschaft. Nicht anders kann man es sich erklären, dass der Kreistag ein Müllkonzept, das im Kreis Göppingen zur einer Reduzierung von 20 bis 30 Prozent des Müllaufkommens führen soll, auf den Weg bringen will und im gleichen Atemzug einer chinesisch geführten Firma eine Erhöhung der Müllverbrennungsmenge genehmigt und damit seine Bürgerinnen und Bürger einer erhöhte Umweltbelastung aussetzt.
Bereits jetzt schon reicht die im Landkreis Göppingen vorhandene Müllmenge nicht aus und man muss den Müll gewinnbringend aus anderen Landkreisen aufnehmen. Jetzt haben wir 22 000 Tonnen mehr plus die 20 bis 30 Prozent durch die zukünftige Müllreduzierung, so dass noch mehr gewinnbringend importiert wird. Diese Vorgehensweise ist weder vermittelbar noch plausibel. Anscheinend liegt den Kreisräten und Herrn Landrat Wolff das Wohl ihrer Bürgerschaft weniger am Herzen als die Geldkasse der Firma EEW.
Mit ihrer Entscheidung haben sie wieder einmal klar gemacht, dass die Entscheidungskompetenz in die Hände der Bürgerinnen und Bürger gehört und man kann nur hoffen, dass viele sich an dem Volksantrag für mehr Demokratie in den Landkreisen (www.volksantrag-bw.de) beteiligen, damit zukünftig die Entscheidungen zum Wohle des Volkes getroffen werden und nicht wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen.
Ich bin jetzt schon knapp ein halbes Jahrhundert auf der Welt, aber jetzt habe ich eine der größten politischen Enttäuschungen meines Lebens erlebt, und wäre ich nicht so gut erzogen, vielleicht hätte ich dann in diesem Brief ganz andere Worte gefunden. Die Kreisräte haben bewiesen, wie „politisch unnötig“ sie als Bürgervertreter sind und bei soviel Ignoranz wünsche ich ihnen für ihre zukünftigen Entscheidungen, dass der Titel von Gerhard Raffs Buch für sie zutrifft: „Herr schmeiß Hirn ra“.
⇥Jochen Blum,
⇥Eschenbach