
Kommentar: Reinen Wein einschenken – NWZ – 25.09.2018
Irgendwie fällt einem bei dieser Geschichte unweigerlich jenes Zitat vom damaligen Innenminister Thomas de Mazière nach der Absage eine Fußball-Länderspiels im Jahr 2015 ein: „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.“ Denn das wäre womöglich in Eschenbach der Fall, wenn Details zur Häufung von Krebsfällen bei Kindern bekannt würden. Aber das passiert im Moment nicht – obwohl das Problem offenbar schon seit Jahren bekannt ist.
Natürlich ist es verständlich, wenn Behörden die Einwohner nicht verunsichern oder Ängste schüren wollen. Doch das entbindet sie nicht von der Pflicht, den Bürgern reinen Wein einzuschenken. Es ist ja auch längst nicht gesagt, dass in dem Dorf reihenweise Kinder erkranken, schon ein oder zwei Fälle können im bundesweiten statistischen Vergleich viel ausmachen.
Tatsache ist aber, dass die Gemeinde seit Jahren alles Mögliche untersucht: Kita, Schule, Trinkwasser. Diese Anstrengungen würden wohl kaum wegen eines Einzelfalls unternommen. Am 16. Oktober soll der Gemeinderat über den Sachstand informiert werden. Anschließend muss dann die Bevölkerung umgehend erfahren, was es mit der Sache auf sich hat – und zwar umfassend. Den Eschenbachern ist lange genug verheimlicht worden sind, was Eingeweihte längst wissen. Damit muss nun Schluss sein.