
Handfeste Interessen (Martina Heer)
Zum Artikel „Betriebsrat attackiert Müllofen-Kritiker“ vom 16. August:
Für mich als Laie ist klar, dass mehr Verbrennung, sowie der damit zwangsläufig erhöhte Verkehr, mehr Feinstaubbelastung bedeutet. An anderen Orten wird gegen diese Feinstaubbelastung gekämpft. Wir in Göppingen holen diese her. Das kann man verstehen, muss man aber nicht.
Wenn ein Landkreis sein Müllheizkraftwerk an einen Investor verkauft, egal woher dieser auch kommt, dürfte es doch auch dem Dümmsten klar sein, dass dies sicherlich nicht geschieht, weil man den Landkreis so mag und den Bewohnern was Gutes tun will. Nein – es werden handfeste Interessen verfolgt und das ist nun mal das Geldverdienen. Es muss sich lohnen. Also – rauf mit den Müllmengen, für deren Beseitigung andere viel Geld ausgeben. Schizophren mutet es dann geradezu an, wenn alle Bürger aufgerufen werden, Müll zu trennen, zu sortieren, ja wenn möglich keinen mehr zu produzieren; auf der anderen Seite dieser aus anderen Landkreisen, ja sogar aus dem Ausland zugeführt werden muss, weil nicht genügend Kapazität „vor Ort“ eingefahren werden kann.
Als das Müllheizkraftwerk verkauft wurde, wurde betont, dass die zu verbrennende Müllmenge im Müllheizkraftwerk auf dem damaligen Niveau bleiben wird und jede Erhöhung undiskutabel sei. Da ich keine Fachfrau in punkto Müllheizkraftwerk und Gesundheitswesen bin, ärgern mich dann genau solche Artikel.
Ich möchte verstehen, warum der Feinstaub im Landkreis Göppingen nicht so gesundheitsschädlich sein soll, wie zum Beispiel in Stuttgart und warum man einen Betrieb, mit oben genannten Versprechen an die Einwohner, an einen Investor verkauft, dessen natürliches Interesse die Gewinnmaximierung ist und immer sein muss.
Ich möchte in dieser Diskussion keine Beleidigungen der verschiedenen Lager hören und lesen, sondern in sachlicher Weise das Für oder Wider erfahren, um mir eine eigene Meinung bilden zu können. Natürlich hat Herr Lehniger ein berechtigtes Interesse, sich für seine Kollegen einzusetzen. „Wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing“ kann jedoch nicht dazu berechtigen, Personen mit gegenläufiger Meinung generell einmal zu beleidigen und einem in Göppingen bekannten Umweltmediziner die Fachkompetenz abzusprechen.
Man sollte nicht immer bei Gegenwind den Menschen, die sich eine eigene Meinung bilden, deren Denkfähigkeit, Intelligenz und Integrität, absprechen und unterschätzen.
Martina Heer, Göppingen