
EEW-Giftcocktail der anderen Art
Der Betriebsrat der MVA in GP Herr Lehniger, Mitglied der Geschäftsführung der EEW Göppingen, verschleudert über die Pressestelle des EEW-Konzerns in Helmstedt einen Giftcocktail der besonderen Art: Unterstellungen, Unwahrheiten und Beleidigungen. Offensichtlich fehlt es an Argumenten gegenüber den Kritikern der Müllpolitik des Landkreises und dem Betreiber der MVA Göppingen. Der Landrat verspricht Transparenz, Fairness und Öffentlichket – verschweigt aber wichtige Fakten und paktiert – warum auch immer – mit dem Betreiber EEW obwohl dieser für 2016 einige tausend Tonnen Müll mehr verbrannt hat wie genehmigt ist (Abfallbilanz BaWü 2016). EEW hat dort sogar angekündigt in 2017 noch mehr Müll (dann 175.000 to) verbrennen zu wollen (genehmigt sind bisher ca. 157.000 to/a).
Antwort auf Ihren offenen Brief zu meiner Kritik an der Müllverbrennungsanlage Göppingen (EEW)
Sehr geehrter Herr Lehniger,
derzeit im Ausland weilend, habe ich den Zeitungsartikel der NWZ – Göppinger Kreisnachrichten, Ausgabe Nr. 188 vom 16.08.2017 gelesen. In dem wird unter der Überschrift „Betriebsrat attackiert Müllofenkritiker“ von einem offenen Brief berichtet, in dem Sie als Betriebsratsvorsitzender der „EEW Energy from Waste Göppingen GmbH“ „harsche Kritik“ an mir und anderen Vertretern der Initiative „Müllkonzept Göppingen“ üben. Ihren offenen Brief habe ich zwischenzeitlich erhalten.
Sie beklagen sich, dass die Kritiker das Müllheizkraftwerk als eine Gefahr für die Bürger ansehen. Sie glauben, dass die Mitarbeiter des MHKW von mir und meinen Mitstreitern der Lüge bezichtigt und in die Nähe Krimineller gerückt würden. Auch heben Sie hervor, dass Ihre Kollegen im MHKW einen „ausgezeichneten Job machten“ und hervorragende Arbeit für die Entsorgungssicherheit leisten.
Zunächst habe ich Verständnis dafür, dass die von mir und den Müllofenkritikern vorgetragenen Fakten – insbesondere zur grundsätzlichen Schädlichkeit der MHKW-Abgase- bei Ihnen zu gewissen emotionalen Reaktionen führen. Da es sich um naturwissenschaftliche und medizinische Forschungsergebnisse handelt, die zum größten Teil von staatlicher Stelle initiiert, kontrolliert und finanziert worden sind, fällt es Ihnen schwer, diese zu widerlegen.
Die von mir und anderen Vertretern der Initiative „Müllkonzept Göppingen“ vorgetragenen wissenschaftlichen Ergebnisse sind in den fachlich einschlägigen Kreisen allgemein bekannt. Dennoch haben wir unsere Darstellungen immer belegt. Gerne nennen wir Ihnen – soweit Sie über die von uns angegebenen Studien und Unterlagen (z.B. Karte der Umgebung der MVA GP mit den teils überhöhten Dioxin/Furan-Messwerten in den Böden bei der Umweltverträglichkeitsprüfung) nicht verfügen – die entsprechenden Quellen und Belege.
Wer sich um einen ehrlichen Diskurs bemüht, wird erkennen, dass es uns nicht um eine Verängstigung der Bevölkerung geht sondern um deren verlässliche Information. Große Sorgen macht uns und vielen Zeitgenossen allerdings die Tatsache, dass von Ihrer Seite und der EEW-Geschäftsführung bedenkenlos über die wissenschaftlichen Ergebnisse hinweggegangen wird. Das sind unangenehme Wahrheiten, von denen wir meinen, dass auch Sie diese endlich zur Kenntnis nehmen sollten um daraus entsprechende Konsequenzen zu ziehen.
Mit Nachdruck verwahre ich mich daher gegen Ihre haltlose Behauptung, ich würde „durch Halbwahrheiten und aus dem Zusammenhang gerissene Aussagen die Öffentlichkeit nicht transparent und ehrlich aufklären…“ Das Gegenteil hat schon Joa Schmid in der NZW vom 26.11.1994 als Schlussfolgerung des Erörterungstermins für den Ersatzkessel attestiert und festgestellt, dass es der BI um eine „wissenschaftliche Bewertung der Gesundheitsgefahren“ ging. Er hat damals die Schlussfolgerung gezogen: „Nicht das Wissen sondern das Nichtwissen um die Gefahren der Müllverbrennung sorgt für Unsicherheit.“ Das gilt in meinen Augen auch heute noch.
Keinesfalls wollten wir mit unserer bisherigen Kritik die MHKW- Mitarbeiter angreifen. Unsere Kritik richtet sich gegen die Abfallpolitik des Landkreises und das Management der EEW. Der Bevölkerung des Landkreises wurde 1995 eine maximale Durchsatzmenge von höchstens 120.000 Tonnen pro Jahr zugesagt. Diese verbindliche Zusage wurde inzwischen zweimal gebrochen, indem man zunächst 140.000 Tonnen pro Jahr und dann 157.680 Tonnen pro Jahr zugelassen hat. Jetzt soll diese Zusage das dritte Mal missachtet werden, indem EEW den Antrag auf 180.000 Tonnen im Jahr gestellt hat: das sind plus fünfzig Prozent! Sie dürfen selbst beurteilen, wer es hier mit den Zahlen nicht so genau nimmt. Wer seine Zusagen so bricht, verliert seine Glaubwürdigkeit.
Noch bedenklicher ist die Tatsache, dass die EEW GP in 2016 deutlich mehr Müll verbrannt hat, als staatlich genehmigt war. Für 2017 ist das ebenfalls angekündigt. Dieser Sache werden wir noch näher nachgehen. Insoweit könnte ich verstehen, wenn Sie behaupten, dass Sie sich in die „Nähe Krimineller“ gerückt fühlen. Hierfür sind nicht wir die Ursache, wir zeigen nur das unrechtmäßige, genehmigungswidrige Vorgehen des EEW-Managements auf.
Wir scheuen den Diskurs mit Ihnen und Ihrer Firma nicht. Falsch ist, wenn Sie behaupten, dass die Geschäftsführung in GP mehrfach Einladungen an uns ausgesprochen haben soll. Eine einzige Einladung von Herrn Geschäftsführer Morten Holpert an uns haben wir im März 2017 zu einem Gespräch in der MVA genutzt. Selbstverständlich werden wir auch in Zukunft jederzeit die Gelegenheit wahrnehmen, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass unsere auf wissenschaftlichen Daten und Erkenntnissen basierenden Argumente die besseren sind. Insoweit kommen wir Ihrem entsprechenden Ansinnen nach und hoffe, dass unsere Argumente dann endlich auf fruchtbaren Boden fallen!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Michael P. Jaumann
Das Schreiben des MVA Betriebsrats im Orginal
Das Antwortschreiben von Herrn Jaumann im Orginal