
Altes Dioxin-Gutachten wirft Fragen auf
https://www.swp.de/suedwesten/landkreise/lk-goeppingen/altes-dioxin-gutachten-wirft-fragen-auf-24703882.html
Soll im Göppinger Müllofen künftig mehr Abfall verbrannt werden? Diese Frage beschäftigt den Kreistag, die Landkreisverwaltung und nicht zuletzt die Öffentlichkeit und den Betreiber des Meilers, EEW. Am Dienstag beschäftigt sich erneut der Ausschuss für Umwelt und Verkehr mit dem Thema, es geht auch um die Dioxinwerte im Boden. Die sind im Umkreis der Anlage zum Teil erhöht.
In der Sitzung sollen auch weitere Untersuchungen in Auftrag gegeben werden. Der Landkreis möchte „Ursachenforschung, insbesondere zu den punktuell erhöhten Dioxinbefunden“, heißt es in der Vorlage. Das ist der Bürgerinitiative (BI) „Müllkonzept Göppingen“ zu wenig. Sprecher Jörn Rasch fordert, bestimmte Flächen im Bereich Reuteberg und Holzheim zu untersuchen. Dort waren bereits 1994 auffällige Bodenproben entnommen worden, aktuell wird an diesen Stellen nicht mehr gemessen.
Im Jahr 1994 hatte das Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz (WBA) Besigheim die Proben rund ums Müllheizkraftwerk entnommen. Nach Angaben der BI hatte das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart vergangenes Jahr mehrere Monate nach dem Gutachten gesucht, um dann zu erklären, dass es weder das Papier noch das Aktenzeichen gebe, berichten Rasch und sein Mitstreiter Dr. Michael Jaumann.
Auf anderen Wegen gelangte die BI schließlich an das Papier mit dem Aktenzeichen WBA:X4-117/31, das auch der NWZ vorliegt. Ihm ist zu entnehmen, dass an acht Punkten erhöhte Dioxinwerte gemessen wurden. Am 1. März 1994 war das WBA Besigheim vom RP angewiesen worden, den Ursachen dafür auf den Grund zu gehen. Der WBA-Expertise entnehmen Rasch und Jaumann, dass bei vier Bodenproben ähnliche Dioxinmuster vorliegen. Das lasse vermuten, „dass die hier festgestellten Dioxine zum überwiegenden Teil dieselbe Ursache haben dürften“. Zudem sei dieser Bereich bereits 1990 in einem weiteren Gutachten „als ein Aufschlagsmaximum für die Emissionen der MVA“ errechnet worden.
Rasch und Jaumann schließen daraus: „Diese Sachverhalte bedeuten, dass dem RP bereits zum Erörterungstermin 1994 bekannt war, dass die Dioxine und Furane aus der MVA die Böden in der Umgebung übermäßig belasten und die landwirtschaftliche Nutzung hätte untersagt werden müssen.“ Dies sei der Öffentlichkeit verschwiegen worden. Deshalb müssten diese Flächen im aktuellen Verfahren erneut untersucht werden. Nur so könne eine Aussage über Zusatzbelastungen der vergangenen Jahre gemacht werden. Das Gesetz sehe für solche Fälle ausdrücklich Wiederholungsmessungen vor.